Das sollten Männer und Frauen voneinander wissen
Hast Du Dich in Deinen Beziehungen schon mal hilflos, ratlos oder ohnmächtig gefühlt?
Mir ging es so, und weil ich mich so nicht mehr fühlen wollte, habe ich Grundmuster in Beziehungen erforscht. Das, was ich hier mit Dir teile, hätte ich gerne schon vor 30 Jahren gewusst, denn dann hätte ich mir und anderen einige emotionale Blessuren erspart.
Ein kleiner Hinweis: Natürlich gibt es Männer und Frauen die anders sind, als ich es beschreibe, und doch sind mir diese Facetten sehr häufig begegnet.
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Männer ziehen sich zurück
Ja, viele Männer ziehen sich gelegentlich zurück. Manchmal ist ihnen alles zu viel. In diesen Momenten „flüchten“ sie in ihre emotionale Höhle und brauchen Ruhe.
Sind sich Männer dieses Bedürfnisses nicht bewusst, gehen sie ohne „Bis später“ zu sagen. Das hat die Konsequenz, dass Frauen nicht verstehen, warum die Situation so ist wie sie ist. Also sind sie in diesen Momenten besonders aufmerksam und wollen wissen was los ist. Sie fürchten nämlich, etwas falsch gemacht zu haben und wollen das gerne klären.
Das Bedauerliche ist, dass sich Männer durch den Klärungsbedarf immer weiter in ihre Höhle zurückziehen. Sie brauchen Zeit für sich. Wenn Frauen die Männer nicht in Ruhe lassen, sind sie genervt. Manchmal vielleicht sogar wütend.
Weiß eine Frau, dass sich der Mann zurückzieht, weil er Zeit für sich braucht, dann ist alles gut. Sobald eine Frau weiß, dass sie nichts falsch gemacht hat, ist ihre Welt in Ordnung.
Frauen fangen immer wieder von vorne an
und lassen Männer nicht in Ruhe
Diese Behauptung lässt mich schmunzeln. Natürlich verstehe ich Männer, die so etwas behaupten. Ich verstehe auch Frauen, die durch diese Behauptung verletzt sind.
Denn es stimmt nicht, dass wir Frauen keine Ruhe geben. Wir brauchen das Gefühl, verstanden worden zu sein. Wenn wir etwas sagen, und darauf keine Reaktion folgt, sind wir irritiert. Deshalb fragen wir nach. Und wir fragen wieder nach. Wenn es sein muss, auch noch ein weiteres Mal.
Zugegeben, wir Frauen können ausdauernd sein und das kann schon mal nerven. Aber: Wir fangen nur dann immer wieder von einem Thema an, wenn wir das Empfinden haben, nicht verstanden worden zu sein oder auf eine Antwort warten.
Es ist nicht so, dass wir von Männern verlangen, dass sie das tun, was wir wollen. Wir können gut damit umgehen, wenn etwas nicht so ist, wie wir es gerne hätten. Das Einzige, was uns wichtig ist, ist das Gefühl, so angenommen zu werden wie wir sind.
Ist es wirklich so, dass Männer die Frauen nicht verstehen?
Oft sind Frauen ihren Gefühlen sehr nah. Männer sind eher diejenigen, die tatkräftig durchs Leben gehen. (Ich weiß, dass es auch anders sein kann.)
So gehen die meisten Frauen über die Gefühlsebene in ein Gespräch und Männer häufig erst einmal über die Verstandesebene. Auf der Gefühlsebene ist es wichtig, anzunehmen und zu akzeptieren. Auf der Verstandesebene ist es wichtig, etwas zu tun, zu bewegen und in Schwung zu bringen.
Spürst Du, warum Männer Frauen manchmal gar nicht verstehen können? Du kannst es mit zwei unterschiedlichen Sprachen vergleichen. Die Frauen sprechen italienisch und die Männer spanisch.
Allein das Wissen um die unterschiedlichen Vorgehensweisen schenkt Verständnis. Es geht also nur noch darum, einen Weg zu finden, sich auf einer Ebene zu begegnen. Das erfordert ein bisschen Übung und von beiden Seiten, aber auch Vertrauen, Verständnis und guten Willen.
Ein weiterer Aspekt
Wenn Du das Empfinden hast, nicht verstanden worden zu sein, dann kann es verschiedene Ursachen haben:
• Der andere hört Dir nicht zu.
• Du drückst Dich unverständlich aus.
• Es sind zu viele Ablenkungen um Euch herum.
• Du traust Dich nicht zu sagen, dass Du den anderen nicht verstanden hast.
• Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch.
Warum schreibe ich das? Weil ich immer wieder höre „Er bzw. sie hört mir nicht zu.“ Wenn es wirklich so ist, dass jemand nicht zuhört, dann ist das keine böse Absicht. Manchmal gibt es Situationen und Umstände, die das Zuhören erschweren oder sogar unmöglich machen. Wenn wir diese Tatsache beherzigen, dann gibt es deutlich weniger Reibereien.
Streitereien und Nörgeleien machen das Miteinander schwer
Kannst Du Dir folgende Situation vorstellen? Oliver (mein Mann) und ich gingen an einem sonnigen Samstagmorgen in die Stadt. Wir hatten verschiedene Dinge zu erledigen, tauschten uns aber über den Ablauf nicht aus.
Jeder machte sich dazu seine eigenen Gedanken. Nach einer Weile wurde ich nörgelig und Oliver fühlte sich angegriffen. Schwuppdiwupp kam es zum Streit.
Was passierte? Wir tauschten uns über die Prioritäten für unseren Stadtbummel nicht aus. Ich liebe es, flott alles zu erledigen. Oliver genießt es, einen Cappuccino zu trinken, vielleicht noch etwas zu essen usw. Spürst Du es, wir hatten unterschiedliche Prioritäten.
Plötzlich war es klar, dass wir vor einer gemeinsamen Unternehmung die Prioritäten klären müssen. Seitdem wir das wissen, gibt es keine Nörgeleien und auch keinen Streit mehr. Wir tauschen uns aus und planen unseren Stadtbummel gemeinsam.
Ein weiteres Beispiel
Oliver und ich sind sehr beschäftigt. Ich frage: „Würdest Du bitte staubsaugen?“ Oliver sagt: „Mach ich.“
Ich dachte natürlich, dass Oliver sofort saugen würde. Doch er hat es nicht getan. Also wartete ich und wurde immer unzufriedener. Natürlich hätte ich selber saugen können. Ich spürte aber, dass es etwas zu erkennen gab und erforschte die Situation. Nach einer Weile wurde ich fündig.
Wenn wir Frauen etwas wollen, dann wollen wir es am liebsten sofort. Männer sagen „ja“ und machen es dann, wenn es ihnen passt. Das ist grundsätzlich auch richtig. Wichtig ist es nur, dass Männer nachvollziehen können, warum Frauen ungeduldig reagieren.
Wir Frauen dürfen uns auch etwas bewusst machen. Manches, das für uns wichtig ist, ist für Männer nicht so wichtig.
Ein kleiner Tipp: Fragt doch einfach, bis wann die „Sache“ erledigt ist bzw. erledigt sein soll.
Noch ein Beispiel
Beide entscheiden sich dafür, einen Frühjahrsputz zu machen. Der Mann geht in die Garage und räumt fleißig auf. Die Frau beginnt in der Wohnung alles aufzuräumen und sauber zu machen.
Der Mann ist fertig mit der Garage und setzt sich hin, um etwas zu lesen, Musik zu hören oder etwas anderes zu tun. Die Frau kommt dazu, sieht, dass der Mann den Frühjahrsputz beendet hat und ist verletzt.
Was ist passiert?
Der Mann hat „den Männerbereich“ auf Vordermann gebracht. Er wartet darauf, dass er Hinweise bekommt, wie er im „Frauenbereich“ weiter machen kann. Die Frau sieht den Mann „nichts tun“ und wird nörgelig, denn sie hat unter Umständen noch ganz viel zu tun. Streit ist vorprogrammiert.
Dabei wollte der Mann die Frau nicht stören. Denn er selbst arbeitet gerne ungestört. Er hat die Zeit genutzt, sich etwas Gutes zu tun, bevor er weiterarbeitet. Er ist sich keiner Schuld bewusst und versteht nicht, was er falsch gemacht hat.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten dafür, Dinge und Situationen zu betrachten. Wenn Männer und Frauen dafür sensibel sind, kann diesen Missverständnissen entgegen gewirkt werden. Dadurch findet eine Kommunikation statt, die das Miteinander und nicht das Gegeneinander ausdehnt.
Welchen Beziehungsboden brauchst Du, um Dich wohl zu fühlen?
Männer wünschen sich sehnlichst, dass die Frau an ihrer Seite glücklich ist. Dafür tun sie alles. Sie nehmen sich zurück, sagen „ja“, auch wenn sie lieber „nein“ sagen würden und halten mit ihrer Meinung „hinterm Berg“. Kurz gesagt: Aus Liebe zu ihren Frauen nehmen sich manche Männer zurück.
Es ist zum Haare raufen, dass Frauen dieses Zurücknehmen der Männer oftmals anders interpretieren. Sie denken, dass ihre Männer sich nicht einlassen, kein Interesse an ihnen haben oder sich mit vielen Dingen nicht beschäftigen wollen. Kurz gesagt: Frauen missverstehen das Sich-Zurücknehmen.
Männer nehmen sich nämlich zurück, um der Frau an ihrer Seite Raum zu geben. Denn Männer lieben es, Zeit für sich zu haben. Das, wonach sich ein Mann sehnt, schenkt er seiner Frau. Das ist ein Liebesbeweis.
Ein Liebesbeweis, der häufig anders interpretiert wird. Genau das ist der Punkt, weshalb Männer oftmals resignieren. Sie werden falsch verstanden, sind hilflos, ratlos und auch orientierungslos. Sie wissen einfach nicht, was sie tun können. Um nichts Falsches zu tun, tun sie lieber nichts.
Männer und Frauen fühlen unterschiedlich
Die meisten Frauen haben einen guten Zugang zu ihren Gefühlen. Sie sind blitzschnell im Erspüren und können auch sofort über ihre Gefühle sprechen. Bedauerlicherweise wissen die meisten Frauen nicht, dass das schnelle Fühlen eine Fähigkeit ist. Sie gehen davon aus, dass es normal ist und wissen ihre eigene Gabe nicht zu schätzen. Stattdessen sind sie missmutig, wenn Männer nicht so schnell fühlen.
Männer brauchen Zeit, um Zugang zu ihren Gefühlen zu bekommen. Sie brauchen auch Ruhe dazu. Wenn wir Frauen das beherzigen und milde in unserem Blick auf die Männer sind, dann fühlen sich Männer freier und können dadurch schneller fühlen.
Frauen fühlen sich schuldig
So ist es wirklich. Ist etwas nicht so, wie es idealerweise sein sollte, fühlen sich Frauen schuldig. Verhält sich jemand komisch, fragt sich eine Frau sofort: „Was habe ich falsch gemacht?“. Ist jemand nicht zufrieden, fühlt sich eine Frau dafür verantwortlich.
Mir ist mal der Spruch begegnet: „Wir Frauen fühlen uns immer schuldig. Und am Ende fühlen wir uns schuldig, weil wir uns nicht schuldig fühlen.“
Dieses Gefühl, schuldig zu sein, trägt sehr häufig dazu bei, dass Frauen einen unzufriedenen Eindruck hinterlassen. Manchmal werden Frauen auch bissig. Wenn Männer wissen, dass Frauen häufig unter Schuldgefühlen leiden, entsteht Verständnis und Mitgefühl.
Stimmt es, dass Frauen zu viel reden
Diese Aussage werden viele Männer bejahen. Ich verstehe jeden Mann, der so denkt. Doch wenn Männer so denken, dann wissen sie etwas ganz Wichtiges über Frauen nicht:
Frauen dehnen durch das Reden ihr Bewusstsein aus.
In uns Frauen öffnet sich durch das Sprechen ein emotionales „Türchen“. Dieses emotionale Türchen ist vergleichbar mit dem betätigen eines Lichtschalters. Man könnte sagen, dass uns Frauen ein Licht aufgeht, wenn wir reden.
Durch das Reden erweitern Frauen ihr Bewusstsein. In dem Moment, in dem eine Frau etwas ausspricht, erhält sie Impulse, die ihr eine erweiterte Sichtweise schenken. Frauen müssen reden, um sich bewusst zu werden, was in ihnen schlummert.
Was brauchen Männer in herausfordernden Situationen?
Sie brauchen Freiraum und Stille. Freiraum, um sich einen Überblick zu verschaffen und nächste Schritte zu planen. Stille brauchen sie, um sich selbst zu spüren.
Und was brauchen Frauen? Sie brauchen Nähe. Nähe, um zu spüren, dass alles gut ist. Erst dann können sich Frauen darauf einlassen, nach einer Lösung zu forschen.
Allein diese Tatsache macht deutlich, wie unterschiedlich Männer und Frauen sind. Doch gerade diese Unterschiedlichkeit kann einer Beziehung Frische und Lebendigkeit schenken, wenn beide Beziehungspartner davon wissen und dies beherzigen.
Ich erforsche die Unterschiedlichkeit von Männern und Frauen
mit großer Freude
Die meisten Streitereien zwischen Männern und Frauen entstehen durch Missverständnisse und Unterschiedlichkeiten. Würden Männer und Frauen einander mehr vertrauen und offener miteinander sprechen, dann würde es vermutlich nicht so viele Trennungen geben. Wir können die Unterschiedlichkeiten auch als Bereicherung ansehen.
Etwas Bedeutendes möchte ich noch mit Dir teilen
Bitte gehe nicht davon aus, dass Dein Beziehungspartner oder Deine –partnerin Dir absichtlich oder vorsätzlich weh tut. Geschieht so etwas, dann ist Unwissenheit bzw. Unbewusstheit die Ursache. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass kein Mensch einem anderen weh tun würde, wenn er fühlen würde, was er dem anderen antut. Grundsätzlich sind alle Menschen liebevoll.
Ich wünsche mir, dass wir Menschen den Beziehungskampf hinter uns lassen. Wie würden die Beziehungen zwischen Männern und Frauen „aussehen“, wenn sich jeder auf die Liebe besinnt, die beide miteinander verbindet? So würde aus dem Beziehungskampf ein Liebesspiel werden.
Ich danke Dir, dass Du meine Zeilen gelesen hast
Alles, was ich geschrieben habe, basiert auf meinen Erfahrungen und Erkenntnissen. Für mich ist es hilfreich, das Geschriebene zu beherzigen, denn meine Beziehungen haben dadurch eine Basis von Verständnis, Mitgefühl, Liebe und Freude erhalten.
Ich wünsche Dir, dass leidvolle Verstrickungen in Deinem Leben der Vergangenheit angehören und Du mit den Menschen um Dich herum liebevoll verbunden bist.
Von Herzen
Deine Martina
P. S. Vielleicht magst Du Dir nach dem Lesen noch einen kleinen Moment „Stille“ gönnen und in die folgenden Klänge eintauchen.